Marionetten

Über die Kunst des Marionettenspiels 

Im Fundus des Marionettentheaters Wiesloch hängen über 300 Marionetten. Alle wurden von Professor Peter Schneider, dem Gründer dieses Theaters, in über 40 Jahren geschnitzt und gebaut. Dazu gehören auch viele Tiere und Fabelwesen. Die nachfolgende Beschreibung bezieht sich auf Marionetten die Personen darstellen. 

Das Spielkreuz

Wir verwenden fast ausschließlich ein schräges Spielkreuz aus Holz mit einer Schulterwippe und einer Beinschere sowie Handkreuzen. Das Hauptgewicht der Figur trägt dabei die Schulterwippe. Dies ermöglicht es mit kleinsten Bewegungen des Kreuzes den Kopf zu neigen, drehen oder kippen und gleichzeitig mit Daumen und Zeigefinger dieser Hand in der Beinschere die Beine zu bewegen. So entsteht ein lebendiger, natürlicher Gang. Die andere Hand kann dann die Hände oder Sonderfäden bewegen oder gar eine zweite Marionette führen. Einfache Puppen hängen somit an 13 Fäden aber oft werden Zusatzfäden angebracht, zum Beispiel an den Fersen für den Rückwärtsgang. 

Der Körper

Um natürliche Bewegungen beim Spiel zu ermöglichen, ist es wichtig die Gelenke in Bewegungsumfang und Funktion den menschlichen Gelenken ähnlich zu bauen. So besitzen die Figuren an Knie, Ellenbogen und Füßen Scharniergelenke aus Holz, mit einer Sperre in die „falsche“ Richtung. Ein Bein kann damit nicht über das Knie hinaus nach oben bewegt werden und keine Elle nach hinten. Die beweglicheren Schulter- und Halsgelenke funktionieren mit Metallösen, für Handgelenke und Hüfte kommen meist Lederstreifen zum Einsatz.

Die Köpfe, Hände und Füße

Lindenholz ist ein weiches Holz das sich wunderbar schnitzen lässt. Professor Schneider lies dabei einzigartige Charakterköpfe entstehen die mit einem Hauch von Farbe auskommen und perfekt in die ihnen zugedachten Rollen schlüpfen. Da unsere Marionetten keine Mundbewegungen haben, ist der Ausdruck der Hände besonders wichtig. Diese unterstreichen mit feinsten Bewegungen das gesprochene Wort. Damit die Figuren beim Spiel geerdet bleiben, sind die Füße oder Schuhe mit kleinen Bleiplatten versehen. Obwohl dieses Gewicht, zu den ohnehin schon schweren Marionetten hinzukommt, ermöglicht es einen schönen, natürlichen Gang.

Die Kleidung

Das i-Tüpfelchen für eine vollkommene Marionette ist die Kleidung. Jedes Stück ist ein Unikat das der Zeit und dem Kleiderstil der Region des Theaterstücks entspricht. Um dies zu verwirklichen sind oft Recherchen nötig, die einige Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist auch die Auswahl der Stoffe und anderer Materialien. Diese müssen weich sein, locker fallen und mit wenig Nähten und Säumen auskommen, damit die Bewegungsfreiheit der Figuren nicht eingeschränkt wird. Gerne werden getragene Kleidungsstücke verarbeitet um den natürlichen Eindruck zu verstärken. Passende Accessoires vervollständigen die Marionette.